Sternwarte auf dem Gurten bei Nacht mit zwei Besuchenden

Das unendliche Universum

Mein erster Sternwartenbesuch

Gelungene Premiere der Sternwartenbesuche

1996 wurde die Sternwarte auf dem Monte Generoso eingeweiht. 25 Jahre später ist diese nach Bern auf den Gurten umgezogen. Nach knapp einem halben Jahr Bau- und Einrichtungszeit konnte das astronomische Observatorium auf dem Gurten am 20. März feierlich eingeweiht werden.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann merke ich, dass ich mit dem Thema Astronomie wohl das letzte Mal während meiner Gymnasiums-Zeit intensiv in Berührung kam. Wir organisieren auf dem Gurten – Park im Grünen bereits im siebten Jahr Astronomieevents. Irgendwie ist es mir aber nie in den Sinn gekommen, an einem Abend selber teilzunehmen. Nachdem ich in den letzten Monaten sehr stark in das Projekt «Sternwarte auf dem Gurten» involviert war, gab es jetzt keine Ausrede mehr. Ich will einen Sternwartenbesuch unternehmen und für einen Abend vollkommen in die Astronomiewelt eintauchen. So habe ich mir den Termin des ersten Sternwartenbesuchs am 22. März dick in die Agenda eingetragen.
 
Als ich am Dienstagabend um 20.45 Uhr mit der Gurtenbahn hochfahre, male ich mir aus, wer so alles an einem solchen Beobachtungsabend teilnehmen könnte. Die Besucheranzahl ist auf 20 Teilnehmende limitiert. So stelle ich mir vor, einen Abend mit nerdigen Astronomiestudierenden, ehemaligen Physiklehrer:innen und vernarrten «The Big Bang Theory»-Guckenden zu verbringen. Aber halt. Weit gefehlt. Ich treffe kurz vor 21.00 Uhr bei der Sternwarte ein und werde von einer bunt gemischten Gruppe willkommen geheissen. Alles sympathische jüngere und ältere Menschen. Unter anderem ein junges verliebtes Paar, eine Familie mit einem jugendlichen Nachwuchs-Physiker, ein pensioniertes Ehepaar und somit alle weit weg von meinen Klischeevorstellungen.
Sternwarte auf dem Gurten bei Tageslicht
Ein allwissender Astrophysiker
Jos Kohn, Doktor der Astrophysik und Gründer von Astro Events, begrüsst kurz nach 21.00 Uhr alle Teilnehmenden. Er hat das Teleskop im Vorfeld bereits auf den hellsten Stern des Nachthimmels, den Sirius, eingestellt. Jos stellt sich kurz vor und bittet alle Teilnehmenden zum Einstieg, den Sirius durch das Teleskop zu beobachten. Ich bin begeistert. Durch die verschiedenen Teleskope kann ich einen hellen, leicht flackernden Punkt in verschiedenen Grössen erkennen. Schon kommt die erste spannenden Frage aus dem Publikum: «Haben Sterne wirklich eine zackige Sternform?» Man sieht Jos den grossen Enthusiasmus an, wenn er über das Thema Astronomie und die verschiedenen Naturphänomene spricht. So lerne ich gleich zu Beginn, dass es sich bei Sternen um heisse Kugeln aus Gas handelt und für die beobachteten Zacken lediglich verschiedene optische Effekte verantwortlich sind.
 
Nach der Einwärmbeobachtung erklärt Jos das Programm für den heutigen Abend. Schnell kommt eine weitere Frage aus dem Publikum: «Können wir den Orionnebel anschauen?» Jos schmunzelt und erklärt, dass er die Beobachtung dieses Sternbildes heute sowieso eingeplant habe. Weitere Beobachtungswünsche kommen nicht mehr und ich merke, dass ich nicht die einzige Astronomie-Laie bin.
 
Jos läuft zum Tablet, gibt einen Code ein und schwups – das Teleskop dreht und richtet sich auf den in etwa 1000 Lichtjahre entfernten Orionnebel aus. Bevor die Beobachtung weitergeht, erklärt Jos die verschiedenen Teleskope. Die Sternwarte auf dem Gurten besteht aus einem Hauptteleskop mit einem Durchmesser von 61 cm. Dieses wurde 1996 erbaut und es handelt sich um ein Ritchey-Chrétien-Modell, bei welchem die beiden Spiegel hyperbolisch geformt sind. Bekannte Ritchey-Chrétien-Teleskope sind das Hubble Space Telescope und das Very Large Telescope. Jos erläutert weiter, dass das Teleskop eine Brennweite von 5 Metern hat und man mit einer maximal 500-fachen Vergrösserung ins Weltall blicken kann. Weiter besteht die Sternwarte aus einem Takahashi-Teleskop, welches sich gut für die Fotografie eignet, einem Sucher, mit dem das Auffinden von Himmelsobjekten wesentlich einfacher ist als mit dem eigentlichen Teleskop, und einem Sonnenteleskop.
 
Weiter geht es mit dem nächsten Himmelsobjekt. Das Teleskop richtet sich zu den Plejaden aus – ein offener Sternhaufen, der auch mit blossem Auge gesehen werden kann. Nachdem alle Teilnehmenden durch das Teleskop blicken konnten, bittet Jos alle Teilnehmenden nach draussen. Es folgt ein Sternbilderrundgang am prächtig leuchtenden Nachthimmel: Grosser Wagen, Grosser Bär, Kleiner Wagen, Kassiopeia (auch Himmels-W), Löwe, Jungfrau und, und, und. Ich bin fasziniert, wie Jos mit der Taschenlampe Richtung Himmel zeigt und die Erklärungen zu den Sternbildern nur so aus dem Ärmel schüttelt. Ich lerne, dass man beim Grossen Wagen die hintere Wagenachse fünf Mal verlängern muss und dann zum Polarstern gelangt. Oder, dass es 88 Sternbilder gibt, die man beobachten kann. Nach dieser Sternbilderschulung geht es wieder zurück hinein ins Observatorium.
 
Das Teleskop wird Richtung Sternbild Bärenhüter ausgerichtet. Der gebräuchliche Name des Sternbildes ist Bootes und es ist reich an Doppelsternen (als Doppelstern bezeichnet man zwei Sterne, die am Himmel so nahe beisammenstehen, dass sie von der Erde aus gesehen einen geringen Winkelabstand aufweisen oder ggf. auch mit den besten Optiken als ein einziger Stern erscheinen und daher mit hoher Wahrscheinlichkeit gravitativ gebunden sind).
Das Teleskop in der Sternwarte auf dem Gurten
11 Millionen Lichtjahre – eine unvorstellbare Zahl
Nun geht es noch einen Schritt weiter und wir begeben uns zur Beobachtung von Galaxien. Das Teleskop steuert zuerst die Zigarrengalaxie an, auch bekannt als M82, welche rund 11 Millionen Lichtjahre entfernt liegt. 11 Millionen Lichtjahre, ein Wert, den ich irgendwie nicht richtig zu verarbeiten vermag. Ich lasse mir erklären, dass ein Lichtjahr 9.46 Billionen Kilometern entspricht. Jetzt muss ich das Ganze aber noch mit 11 Millionen multiplizieren. Eine Zahl und dementsprechend eine Distanz, die mein Vorstellungsvermögen übersteigt. Als ich versuche, mir die Distanz im Kopf bildlich vorzustellen, steuert Jos das Teleskop zur Nachbarsgalaxie. Die Bodes Galaxie oder M81, welche über rund 200 Milliarden Sterne verfügt. Ein faszinierender kleiner, milchiger Fleck, der eine riesige Anzahl Sterne besitzt. Während alle nacheinander die Galaxien beobachten, beantwortet Jos seelenruhig die vielen spannenden Fragen der Teilnehmenden. Wie lange leben Sterne? Aus was bestehen sie? Wann erhält ein Stern einen Namen? Diese und weitere Fragen lassen Jos nicht aus dem Konzept bringen und er beantwortet sie so, als wäre er ein allwissendes Astronomie-Lexikon.
Mann schaut durch das Teleskop auf dem Gurten
Die Zeit vergeht wie im Flug und es ist bereits 22.30 Uhr. Nach 1.5 Stunden interessanter astronomischer Beobachtung gepaart mit vielen spannenden Erklärungen folgt das letzte zu beobachtende Objekt. Ein offener Sternhaufen im Sternbild Fuhrmann. Ich lerne, dass es sich bei offenen Sternhaufen um Ansammlungen von etwa hundert bis zu einigen tausend Sternen handelt, die sich aus derselben Riesen-Molekülwolke gebildet haben.
 
Nun ist auch noch die letzte Viertelstunde im Eiltempo vorbeigegangen und Jos bedankt sich bei allen Teilnehmenden für das aktive Mitmachen und die spannenden Fragen. Mit einem Applaus wird der Premiere-Event beendet und die Teilnehmenden machen sich auf den Heimweg. Ich konnte an einem Abend sehr viel über die astronomischen Ereignisse lernen und ich kann mittlerweile verstehen, wie man von diesem Thema so angefressen sein kann. Ich war sicher nicht das letzte Mal an einem Beobachtungsabend und freue mich, schon bald mehr über das unendliche Universum zu erfahren.
 
Möchtest du selber einmal durchs Teleskop gucken und dir die grosse Welt der Astronomie erklären lassen? Hier erfährst du mehr über die Sternwarte und die wöchentlichen Beobachtungsabende.
 
Quellen:
 
Martin Geiger, Leiter Marketing & Sales

Autor

Martin Geiger

Leiter Marketing & Sales

Sternwartenbesuch & Stärne(z)nacht

Jeden Dienstag finden öffentliche Beobachtungsabende unter professioneller Betreuung durch Fachpersonen von Astro Events statt. Im Restaurant Gurtners wird das passende kulinarische Supplement zur Sternwartenbesichtigung aufgetischt: das Stärne(z)nacht Angebot. Nebst dem köstlichen 3-Gang-Menü sind auch das Mineralwasser, ein Sternendrink und der Eintritt zur Sternwarte inbegriffen.

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