Ian befüllt die Dampflock mit Material.
Die zukünftigen Dampflock-Fahrer lachen erfreut in die Kamera.
Werkzeug in der Werkstatt

Dampflok-Ausbildung auf dem Gurten

Eine langjährige Tradition

Die begehrte Ausbildung zum Dampflokführer

Nicht nur die Rundfahrt mit der Dampflok ist heiss begehrt - auch die Ausbildung zum Klein-Dampflokführer oder zur Klein-Dampflokiführerin auf dem Gurten findet Anklang.

Eigentlich wollte ich nur schnell ein paar Fotos von der Dampflok für Marketingaktivitäten schiessen. Dabei platzte ich in die Schulung der zukünftigen Dampflokführer*. Schnell wurde klar, hier steckt mehr so viel mehr dahinter, als Bilder zeigen können. 
Die Leidenschaft dieser Jugendlichen und des ambitionierten Spielparkleiters haben mich in den Bann der Bähnler gezogen. 
 
Vitus und Ian warten aufgeregt vor dem Ofehüsi auf dem Spielpatz. Heute ist der erste Tag der begehrten Ausbildung zum Dampflokführer. Es sind gerade Frühlingsferien und das Timing ist für die Schüler perfekt. Die Ausbildung wird vom Spielparkleiter Jürg Leuthold, auch als Jüre bekannt, durchgeführt. Der Spielparkleiter begrüsst die Jungs herzlich beim Namen. Er kennt sie bereits seit einigen Jahren, denn sie sind treue Gurten-Eisenbahnführer. Vitus und Ian erfüllen die Anforderungen zum Dampflokführer: sie sind beide technisch versiert, lernen gerne Neues dazu, übernehmen Verantwortung und haben das Mindestalter von 14 Jahren erreicht. Jedoch benötigen sie auch gewisse Ambitionen, denn nicht alle Kleineisenbahnfahrer können die Ausbildung zum Dampflokführer machen. Nur wer sich über Jahre pflichtbewusst beweist, erhält die Chance dazu.

 

Markom Managerin Tatjana Schär beim Ostsignal

Autorin

Tatjana Schär

Stv. Leiterin Marketing
Der Spielparkleiter Jürg Leuthold auf der Kleineisenbahn.

Jürg Leuthold

Jüre ist der Spielparkleiter auf dem Gurten. Jüre arbeitet bereits rund 15 Jahren auf dem Spielplatz und gehört somit zum Gurten-Inventar. Niemand sonst kennt die Kleineisenbahn und den Spielpark so gut wie er.

Ian und Vitus kennen sich in der Werkstatt gut aus, gewissenhaft gehen sie die Checkliste Punkt für Punkt durch. Die zwei Jungs sind halb so alt wie ich und erklären mir - einer Technikbanause - stolz, was sie genau (!) machen und weshalb sie das machen. Jüre bleibt im Hintergrund und lässt die jungen Erwachsenen werken. Er muss nur selten einschreiten, denn sie wissen was sie tun. Ab und zu fragt er sachlich die Konsequenzen ihres Tuns ab. 

 
Ian ist Spielpark-Helfer auf dem Gurten und macht nun die Ausbildung zum Dampflok-Führer.

Vitus hat die Dampflok-Ausbildung im Herbst 2021 begonnen, doch Molly musste einige Monate im Depot Ofehüsi bleiben, aufgrund eines Kesselschadens. Die Herstellung eines neuen Kessels verzögerte sich aufgrund der Pandemie. Dadurch konnte Molly fast ein Jahr keine Runden drehen und die Ausbildung von Vitus musste warten. Das spielt dem zukünftigen Gleisbauer keine Rolle, er ist froh kann er wieder auf dem Gurten dämpfele. Vitus arbeitet regelmässig als Spielparkhelfer auf dem Gurten – dabei geht es ihm nicht ums Taschengeld, sondern um die Sache.

Die Ausbildung hat keine fixe Dauer, denn es kommt auf die Erfahrung und Einsatzregelmässigkeit der Auszubildenden an. Im Schnitt geht die Dampflokausbildung ein Jahr. Bei der Abschlussprüfung beobachtet Jüre seinen Schützling einen ganzen Sonntag. Er beobachtet, ob sie das gelernte ohne seine Anweisung sachgerecht durchführen, ob sie die technischen Zusammenhänge verstehen und wie sie sich gegenüber den Gästen verhalten. Zum Schluss kommen noch ca. 20 bis 30 technische Fragen zur Dampflok dazu. Bis jetzt hat noch jeder bestanden, auch wenn es zum Teil mehrere Anläufe benötigt hat. Jüre hat in seiner Karriere mehr als 20 Jungs zum Dampflokführer ausgebildet.

Vitus will wenn er erwachsen ist Lokführer werden.

Molly - die Dampflock und deren Unterhalt
Eine Frage, welche die Spielparkmitarbeitenden öfters beantworten müssen: «Ja, Molly fährt mit Dampf, es ist keine versteckte Elektrizität in ihr zu finden.» Molly startklar und depotbereit zu machen dauert jeweils ca. eine Stunde. 20 Vorbereitungspunkte müssen durchgeführt werden, bevor die Dampflok aus dem Depot und in Betrieb genommen werden darf. Darunter sind nebst dem Schmieren von diversen Teilen die Kontrolle des Wasserstands und des Tenders im Kessel und etliche Sichtkontrollen notwendig bevor die Dampflok vorgewärmt werden kann. Ian erklärt mir, wie er anheizt indem er zwei Holzzünder entzündet, zur Kohle legt und somit die Kohle zum Glühen bringt. Er macht alles in einer Selbstverständlichkeit, die mich fasziniert. In seinem Alter war ich mit der Verantwortung des regelmässigen Benzintankens meines Piaggo Ciao Töffli überfordert. Ian kann eine Dampflok zum Laufen bringen, steuern und den Personentransport sicherstellen, der bestenfalls 20 Gäste auf einmal über den Spielpark führt. Ich bin mir sicher, dass Ian noch nie die Kohle auf halber Strecke ausgegangen ist, was ich leider vom Benzin meines Töfflis nicht behaupten kann.
Die Dampflok fährt normalerweise am Sonntagnachmittag von 13.00 – 16.00 Uhr. Dies aufgrund des Unterhalts: Nebst der aufwändigen Vor- und Nachbearbeitung muss nach jeder zweiten Fahrt die Kohle und das Wasser nachgefüllt werden.
Der tadellose Zustand der Lok ist auf die sorgfältige Behandlung durch die Spielparkmitarbeitenden zurückzuführen. Denn dieses Transportmittel ist den Spielparkmitarbeitenden heilig. Während der Revisionswoche pflegt und revidiert der gelernte Lastwagenmechaniker Jüre die Dampflok Molly. Sie ist die aufwändige Pflege wert: Die Neuanschaffung dieser Bahn hat rund CHF 100'000.- gekostet und verschlingt jährlich eine Tonne Anthrazit-Steinkohle.

Fazit:
Die Dampflok ist ein Highlight und begeistert die Gurten-Besuchenden und die Spielparkhelfer. Weder Bilder noch dieser Blog werden der Sorgfalt und Leidenschaft, welche hinter einer solchen Attraktion steckt, gerecht.

Die Kleineisenbahn ist eine Sehenwürdigkeit. Zuschauer*innen beobachten die Bereitsstellung.
Der Ausbilder kontrolliert die Arbeit seines Schützlinges.
Kontrollblick des Spielparkleiters.
Die zukünftigen Dampflock-Fahrer lachen erfreut in die Kamera.
Kohle wird in den Zug gefüllt.
Ian befüllt die Dampflock mit Material.
Die Räder der Kleineisenbahn werden geölt.
Der Spielparkleiter Jürg Leuthold auf der Kleineisenbahn.

Warum das Ofehüsi Ofehüsi heisst

Bevor der Spielpark vor rund 60 Jahren erbaut wurde, wurde in diesem kleinen Häuschen auf dem Gurten Brot gebacken. Daher stammt der Name Ofehüsi.

*Hinweis: in diesem Abschnitt verwenden wir immer nur die männliche Person, da es tatsächlich keine weiblichen Dampflockführerinnen auf dem Gurten gibt. Nicht weil es nicht erlaubt ist, nein, es hat sich einfach noch kein Modi bei uns als Dampflokführerin beworben, so der Spielparkleiter.